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Flörsheimer DRK kritisiert Alarmierungsroutine der Leitstelle

Main-Spitze, 04.Januar 2016, www.main-spitze.de 

von Jens Etzelsberger

FLÖRSHEIM/MAIN-TAUNUS - Hilfe kommt so schnell wie möglich. Von dieser Prämisse gehen Menschen gemeinhin aus, wenn sie den Notruf 112 gewählt haben, um einen Rettungswagen zu alarmieren. Zu Recht, denn wenn es um medizinische Hilfe geht, kann der Faktor Zeit über Leben und Tod entscheiden. Das ist für die Rettungsdienste eine Binsenweisheit, weshalb die schnelle Versorgung der Patienten in vielerlei Verordnungen und Ausführungsvorschriften thematisiert wird. Darunter auch im Bereichsplan des Main-Taunus-Kreises, der gemäß hessischem Rettungsdienstgesetz aufgestellt wird. So weit die Theorie.

Einige Verstöße

Offenbar wird diese Vorgabe, dem Patienten schnellstmögliche Hilfe zuteil werden zu lassen, aber vielfach missachtet. Franz-Josef Eckert, Geschäftsführer des Flörsheimer DRK Ortsvereins, hat alleine aus den vergangenen Wochen eine Reihe von Verstößen gegen die Nächste-Fahrzeug-Strategie aufgelistet, die nur den Flörsheimer Ortsverein betreffen, der mit seinen Rettungswagen die hauptamtlichen Helfer unterstützt.

Ein Fall datiert vom 8. November. Damals kam es zu einem Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 519 an der Einmündung nach Bad Weilbach, nur 1,8 Kilometer von der Flörsheimer DRK-Wache entfernt. Alarmiert wird zunächst der Rettungswagen der hauptamtlichen Wache in Wicker, der einen vergleichbaren Anfahrtsweg wie die Flörsheimer hat. Da mehrere Personen zu versorgen waren, wird nun ein weiterer Wagen angefordert. Die Hofheimer Leitstelle setzt daraufhin einen Wagen aus Hofheim in Marsch, der laut Eckert einen mehr als vier Mal so langen Anfahrtsweg hat. Selbst als der Flörsheimer Rettungswagen der Leitstelle erneut angeboten wird, wird die Entscheidung nicht revidiert. Der etwa acht Kilometer weit entfernte Hofheimer Wagen fährt weiter, der 1,8 Kilometer entfernte Flörsheimer Wagen bleibt in der Wache.

Ein weiterer Fall datiert vom 13. November. Der Flörsheimer Rettungswagen stand damals einsatzbereit in der Wache im Höllweg, die Leitstelle in Hofheim sei über die Verfügbarkeit des Wagens informiert gewesen, so Eckert. Zu einem Einsatz im Flörsheimer Ortsteil Keramag-Falkenberg, bei dem ein Mensch reanimiert wurde, sei aber der Wagen der Wickerer Wache geschickt worden. Die Fahrtstrecke aus Wicker zum Einsatzort betrug 5,2 Kilometer, von der Flörsheimer Wache aus lediglich 2,8 Kilometer, so Eckert. Ein sofortiger Anruf bei der Leitstelle sei lange Zeit nicht angenommen worden, danach habe man ihn mit den Worten „Wir haben das jetzt so entschieden“ abgespeist, moniert Eckert.

Zu einem Gaseinsatz der Feuerwehr in Eddersheim am 11. Dezember wurde wiederum der Wickerer Wagen von der Leitstelle alarmiert, obwohl der Flörsheimer Rettungswagen bereitstand und noch vor dem Ausrücken der Wickerer ein Kontakt der Flörsheimer mit der Leitstelle bestand. Für Franz-Josef Eckert besonders verwunderlich. Nicht nur, weil die Flörsheimer deutlich näher am Einsatzort gelegen sind, sondern auch, weil das DRK Flörsheim seit jeher für Feuerwehreinsätze in Eddersheim zuständig sei.

Keine Änderung

Neu ist der Umstand, dass bei Notfällen nicht das nächstgelegene Fahrzeug zum Einsatz kommt, für Franz-Josef Eckert nicht. Sein Archiv listet viele Dutzend vergleichbarer Fälle auf. Auch Beschwerde führt er schon seit Jahren, ohne dass sich etwas grundsätzlich geändert hätte.

Sind durch Rettungskräfte, die später als notwendig eintreffen, auch schon Menschenleben zu beklagen gewesen? „Es wäre unredlich, das zu behaupten“, sagt Franz-Josef Eckert. Vielleicht wären die Patienten ja auch gestorben, wenn die Retter ein paar Minuten früher da gewesen wären, gibt er zu bedenken. Fakt ist für ihn aber auch: „Man nimmt den Menschen eine Chance.“

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