Skip to main content

Bombenalarm legt Mängel offen

 Main-Spitze, 12. Juli 2016, www.main-spitze.de 

sprengstoff

Von Jens Etzelsberger

FLÖRSHEIM - Eine Bombendrohung, die am Montagmorgen gegen 9 Uhr im Sekretariat der Sophie-Scholl-Schule einging, hat nicht nur dafür gesorgt, dass sich kurze Zeit später rund 1200 Schüler und ihre Lehrer in der überfüllten und überhitzten Stadthalle drängten, sondern auch Mängel in der Organisation und Kommunikation der Sicherheits- und Rettungskräfte offengelegt.

Nachdem die Bombendrohung eingegangen war, mussten nicht nur die rund 80 Schüler der Sophie-Scholl-Schule, die an diesem Tag nicht an dem Wandertag teilnahmen, das Gebäude verlassen, sondern auch alle Schüler des benachbarten Graf-Stauffenberg-Gymnasiums. Über Lautsprecherdurchsage wurden sie aufgefordert, wegen eines technischen Defekts das Schulgebäude zu verlassen und nicht die üblichen Sammelplätze für Feueralarm aufzusuchen, sondern in die Stadthalle zu gehen. Viele Ranzen und Mobiltelefone blieben in den Klassen zurück, sodass später die Kommunikation mit den Eltern schwierig war. Die Entscheidung für die Stadthalle sei nicht im Rahmen eines Räumungsplans vorgegeben gewesen, sondern von der Polizei getroffen worden, so ein Sprecher.

Entwarnung nach drei Stunden

Nach knapp drei Stunden konnte Entwarnung gegeben werden. Eine Durchsuchung des Schulgebäudes mithilfe eines Sprengstoffhundes ergab keine Hinweise auf eine Bombe. Die Urheber der Bombendrohung, zwei 13 Jahre alte Schüler der Sophie-Scholl-Schule, konnten von der Polizei schnell ermittelt werden (siehe Infobox).

Während die Räumung der Schule schon nach kurzer Zeit Thema in den sozialen Medien war und Vermutungen und Horrorszenarien (Schüsse gefallen, Kind verletzt) die Runde machten, lief die Kommunikation der Verantwortlichen schlechter. Die Leitstelle des Main-Taunus-Kreises war offenbar nicht umgehend über die Bombendrohung und die Räumung der Schulen informiert worden. So dauerte es bis 10.40 Uhr, bis die Rettungsdienste von der Leitstelle nach Anforderung durch die Polizei alarmiert wurden, darunter auch die Feuerwehr, die auf Anforderung der Leitstelle Wasser in die Stadthalle brachte. Nach Informationen dieser Zeitung hatte auch ein Schüler aus der überfüllten Stadthalle die Leitstelle informiert, weil er Hilfe für eine Schülerin mit Atemproblemen anforderte. Denn als problematisch stellte sich heraus, dass sich viele Schüler im niedrigen und nicht klimatisierten Foyer der Halle aufhielten, wo die Luft schnell stickig wurde. Zur Verunsicherung der Schüler trug zudem bei, dass es technische Probleme mit dem Mikrofon gab und mehrfach knallende Geräusche zu hören waren, die als Schüsse gedeutet werden konnten.

Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD) erfuhr nur durch Zufall von der Lage in der Stadthalle und empörte sich nach seinem Eintreffen gegenüber dem stellvertretenden Leiter der Flörsheimer Polizeidienststelle lautstark, dass er nicht informiert wurde. Die Routinen sehen eigentlich vor, dass ein Bürgermeister bei solchen Ereignissen informiert wird, so ein Polizeisprecher. Je nach Lage könne dies aber auch etwas länger dauern.

Antenbrink hatte angesichts der Situation auch den Hofheimer Polizeidirektionsleiter Peter Liebeck nach Flörsheim gebeten. Besondere Sorgen machte sich der Bürgermeister um die Unterbringung von knapp 1200 Schülern in der überfüllten Stadthalle, die nur für 800 Personen ausgelegt ist. Insgesamt ist Antenbrink mit dem Ablauf nicht sonderlich zufrieden. „Da gibt es viel daraus zu lernen. Da muss man nacharbeiten. Wir haben hier ein Schulzentrum mit 2000 Schülern, das stellt an alle außergewöhnliche Anforderungen“, sagte Antenbrink im Gespräch mit dieser Zeitung.

Durcheinander in der Stadthalle

Routinen fehlten auch in der Frage, wie mit den Schülern, die sich in der Stadthalle drängten, zu verfahren ist. Dürfen Eltern in die Halle, um ihre Kinder abzuholen? Zunächst hieß es ja, dann nein, dann mussten sich Schulleiter und Polizei ins Benehmen setzen, um letztlich die Entscheidung zu treffen, dass Eltern ihre Kinder abholen können. Auf dem Platz vor der Stadthalle, wo mittlerweile Notarzt und Rettungswagen eingetroffen waren, herrschte bald ein ziemliches Durcheinander. Eltern suchten ihre Kinder, Kinder ihre Eltern. Manche Erwachsene wurden von der Polizei gefragt, ob sie Kinder abholen wollen, andere liefen einfach in die Stadthalle, manche Kinder wurden beim Klassenlehrer abgemeldet, andere eben nicht.

Routinen, die Situation möglichst geordnet abzuarbeiten, gab es offenbar nicht.

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.