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Keine Invasion am Wickerbach

Frankfurter Neue Presse, 23. Juli 2016, www.fnp.de  

von Sascha Kröner

Flörsheim.
Auch nach 41 Jahren Ferienspiele wird DRK Bereitschaftsleiter Franz-Josef Eckert manchmal noch überrascht: So zum Beispiel als sich Kinder bei den Sanitätern meldeten, denen im Ferienspieldorf „Hüttenbach“ die Milchzähne herausfielen. „Das war auch für mich neu“, erklärt Eckert. Die langjährige Rettungssanitäterin Bettina Proske betätigte sich in den vergangenen beiden Tagen als „Zahnfee“. Sie habe am Donnerstag einen lockeren Zahn gezogen und ihn für das betroffene Kind eingepackt, berichtet die DRK-Helfern. Gestern musste sie in einem weiteren Fall noch nicht einmal selbst Hand anlegen: „Da hat einer unglücklich auf eine Wurst gebissen“, erzählt Bettina Proske. Das Ergebnis: Der Milchzahn war draußen. Alles was die Sanitäterin anschließend tun konnte, war den Mund etwas zu kühlen.

fnp fs

Arbeitsreicher Beginn

Dass sich die Helfer mit lockeren Milchzähnen befassen müssen, kann mit der Altersstruktur der Ferienspielteilnehmer zusammenhängen. Es seien diesmal viele ganz junge Kinder dabei, so Franz-Josef Eckert. Die Ferienspiele richten sich an Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren. Für das laufenden Programm sind 276 Kinder angemeldet.
Das Flörsheimer DRK ist täglich mit acht Aktiven auf dem Spielgelände. In der ersten Ferienspielwoche haben die Helfer in mehr als 125 Fällen Hilfe geleistet. Am arbeitsintensivsten waren die ersten beiden Tage, an denen die Kinder das Hüttendorf errichteten. Bereitschaftsleiter Eckert zählt 43 Hilfeleistungen am Montag und 40 am Dienstag. Am Mittwoch musste das DRK 24 Verletzungen verarzten, am Donnerstag nur noch 11. Die Sanitäter hatten sich in diesem Jahr auf eine große Mückenplage eingestellt. Der feuchte Sommeranfang bot Stechmücken in den vergangenen Monaten nämlich die idealen Voraussetzungen, sich zu vermehren. „Wir haben uns mit Mückenspray eingedeckt“, erzählt Eckert. Die Befürchtungen, dass es dieses Mal eine Invasion von Stechmücken gebe, seien jedoch nicht eingetreten. Es gebe viel weniger Mücken als erwartet auf dem Gelände am Wickerbach. Bis gestern Mittag zählten die Sanitäter 13 Kinder, die wegen Stichen behandelt wurden. Die Wespenplage des vergangenen Jahres hat sich diesmal sogar komplett ins Gegenteil verkehrt. In der ersten Woche habe es noch überhaupt keinen Wespenstich gegeben, sagt Franz-Josef Eckert.

Transporte in die Klink

Das DRK hat seine Helfer mit zwei Schulungsabenden auf die Ferienspiele vorbereitet. Dort lernten die Aktiven noch einmal die wichtigsten Grundlagen zu Säuberung und Desinfektion von Wunden. Trotz dieser Übung gibt es immer wieder Fälle, in denen die Sanitäter die Verletzten an Experten übermitteln. Bis gestern Mittag brachten die Helfer fünf Kinder ins Krankenhaus. In vier Fällen waren Ferienspielteilnehmer in einen Nagel getreten. Der fünfte Transport wurde notwendig, weil sich ein Kind mit dem Hammer auf die Hand schlug. „Das können wir hier nicht versorgen“, erläutert Franz-Josef Eckert. Bei solchen Verletzungen sei das Infektionsrisiko zu hoch.

Am Mittwoch litten sowohl Kinder als auch Helfer unter der extremen Hitze: Drei Kinder mussten abgeholt werden, weil sie die hohen Temperaturen nicht vertrugen. Die Betreuer verhängten aufgrund der Trockenheit ein Verbot von offenem Feuer. Aber auch die Sanitäter seien der Sonne auf ihrer erhöhten Position neben dem Ferienspielgelände ziemlich ausgeliefert, beschreibt Eckert. „Am Mittwoch sind wir auf dem Zahnfleisch gegangen“, betont der Bereitschaftsleiter. Insgesamt sei die erste Ferienspielwoche allerdings ruhig und entspannt verlaufen, resümiert der erfahrene Helfer.

Während es die Teilnehmer bei großer Hitze auf dem Platz aushalten, gibt es andere Witterungsbedingungen, die einen Ausweichstandort erfordern: „Im Falle eines Gewitters können wir hier nicht bleiben“, erklärt Ferienspiel-Leiterin Slawa Rudek auf Nachfrage. Die Betreuer weichen dann mit allen Kindern in eine nahe gelegene Halle des Flörsheimer Bauhofes aus. In den 26 Jahren, in denen sie bei den Ferienspielen dabei ist, sei dies rund zehnmal vorgekommen, erläutert Slawa Rudek. Bis zum kommenden Jahr muss sie sich nach einer neuen Lösung umschauen. Der Bauhof zieht ans andere Ende des Stadtgebiets, weil der Abwasserverband eine Kläranlage auf dem bisherigen Bauhof-Gelände erweitert. Man müsse abwarten, was dort an Gebäuden entstehe, meint die Chefin der Ferienspiele. „Wir haben jetzt ein Jahr Zeit, um nach einem passenden Gebäude zu suchen“, so Slawa Rudek.

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