"Das ist der tägliche Wahnsinn" Unfälle – Das Überschreiten der Bahngleise ist in Flörsheim an der Tagesordnung
Rüsselsheimer Echo 13. Februar 2013, www.echo-online.de
FLÖRSHEIM.
Gewohntes Bild: Vor allem Schüler nutzen die Bahngleise regelmäßig als Abkürzung. Foto: Privat
Es ist weder an eine Erhöhung der Zahl der Bundespolizeibeamten gedacht, noch an eine grundsätzliche Verlängerung der Einsatzzeiten in den Abend hinein „Es wird keine Änderungen geben. Die Lage während des Umzuges selbst war entspannt. Als das Unglück geschah, war der Bahnhof schon leer", betonte Ralf Ströher, Sprecher der Bundespolizei, im Gespräch mit dem ECHO. Auch die Landespolizei hätte keine Notwendigkeit gesehen, dass die Bundespolizisten über 19 Uhr hinaus am Bahnhof Dienst tun, so Ströher. Das tragische Unglück habe mit dem Fastnachtszug nichts zu tun.
Siegfried Ambros, der Leiter der Flörsheimer Polizeistation, will im Rahmen der Vorbesprechung für den Umzug im kommenden Jahr eine Verlängerung des Bundespolizeieinsatzes zumindest in die Diskussion einbringen.
Franz Josef Eckert, Bereitschaftsleiter des DRK Flörsheim, sieht den Einfluss von Polizeibeamten zur Sicherung der Bahngleise als begrenzt an. „Wenn man Pech hat, erwischt es einen um 23 Uhr", sagte Eckert im Gespräch mit dem ECHO. Zur Verhinderung solcher Unfälle sei weniger die Polizei als die Vernunft der Menschen gefragt. Diese wird im Bereich des Flörsheimer Bahnhofes aber offensichtlich immer wieder auf eine harte Probe gestellt, und nicht nur an Fastnacht.
Als das DRK 2007 seine neue Station bezog, nur einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt, wunderte sich Eckert in den ersten Monaten immer wieder über die Pfiffe, die er aus dem Bereich des Bahnhofes hörte. Doch bald wurde ihm klar, dass die Lokführer das Warnsignal nicht ohne Grund betätigen, sondern um Menschen im Gleisbett zu warnen. Und von denen gibt es mehr als man glaubt, sagt Franz-Josef Eckert.
Jeden Tag und vor allem nach Schulschluss kann er eine Vielzahl von Schülern beobachten, die über die Bahngleise zu den Bahnsteigen gehen. Da laufen Dreier- und Vierergruppen, bis zu 20 Schüler an einem ganz normalen Mittag. Das ist der tägliche Wahnsinn", so Eckert im Gespräch mit dem ECHO.
Erst seit die Baustelle der Bahnunterführung Wickerer Straße den Zugang erschwere, habe die Zahl dieser Gleisüberschreiter abgenommen. In seinen rund 40 Jahren im Sanitätsdienst hat Eckert eine Vielzahl von Toten im Gleisbett gesehen. Die Sinnlosigkeit und Vermeidbarkeit dieser Unfälle hat ihn bewogen, den Flörsheimer Schulen eine Computerpräsentation zur Verfügung zu stellen, die auf die Gefahren der Querung von Bahngleisen hinweist.
Im vergangenen Jahr gab es im Zuständigkeitsbereich der Frankfurter Bundespolizei sechs tödliche Unfälle beim Überqueren von Bahngleisen. In dieser Zahl sind die Selbsttötungen nicht enthalten.
Der Zuständigkeitsbereich der Frankfurter Bundespolizei umfasst Bahnhöfe und Bahnstrecken auf rund 8000 Quadratkilometern und reicht von Limburg bis in den Odenwaldkreis und von Wiesbaden bis in den Main-Kinzig-Kreis.